Projekt
Dom zu Erfurt _ St. Marien
Erfurt | 1986 - 2004
Bauherr
Bistum Erfurt
Architekt
Rittmannsperger und Partner _ Erfurt
Leistungen
Gutachten
Tragwerksplanung
Dom zu Erfurt _ St. MarienDer Dom zu Erfurt wurde im 12. Jahrhundert als romanische Basilika mit einer Doppelturmanlage im Osten (Nord- und Südturm) errichtet. Mit dem Bau des hohen Chors im 14. Jahrhundert, der auf einer ca. 15 m hohen Substruktion (Kavaten) zur Erweiterung des Dombergs ruht, wurde der Mittelteil zwischen den beiden Türmen erhöht und erhielt einen eigenen Helm. Zu dieser Zeit, möglicherweise aber auch während der ersten Chorerweiterung, wurde die Ostwand zwischen den Türmen abgerissen. Zur Abtragung der Lasten aus dem gotischen Mittelturm auf die romanischen Türme zog man je einen Gurtbogen ein. Brände im 15. Jahrhundert führten zu starken Beschädigungen der Turmanlage. Ein weiterer Brand zerstörte 1717 die Turmhelme. Diese bedrohlichen Schäden führten im 19. Jahrhundert zu weitreichenden Baumaßnahmen an der Turmanlage mit umfangreichen Verankerungen und Mauerwerksarbeiten. NotsicherungBereits vor der politischen Wende waren Risse in den Türmen und Chorhalswänden im Jahre 1986 Anlass zu einer ersten Beurteilung und anschließend eingehender Untersuchungen gewesen, um die statisch-konstruktiven Probleme zu ergründen. Die Untersuchungen erfolgten in enger Zusammenarbeit mit dem Dombauamt und interessierter Begleitung des Bischofs von Erfurt S.E. Dr. Joachim Wanke. Die Baumaßnahmen konnten schließlich nach entsprechender Finanzierung im Jahr 2002 mit einer Notsicherung der Türme beginnen. Dabei wurde die Ostwand des Mittelturms mittels einer angepassten Holzkonstruktion und eines Schwerlastgerüstes einschließlich der Gründung (tiefe Pfahlgründung) aufwendig abgefangen. Türme und ChorhalswändeIm Schutze der Notsicherung konnten die Sanierungsarbeiten erfolgen. Zur Aufnahme der hohen Mittelturmlasten und den dynamischen Erregerkräften aus den Glockenbeanspruchungen wurden in mehreren Ebenen, je nach statischen und dynamischen Erfordernissen, in den Chorhalswänden doppelte Spannanker aus Edelstahl eingebaut und mit verdeckt angeordneten Ankerplatten rückverankert. Das im 19. Jahrhundert eingebaute Ankersystem war im Südturm nicht vollständig, so dass es im Zuge dieser Maßnahme ergänzt wurde. Außer dem Ankersystem, das der Stabilisierung des Bauwerks dient, wurden die durch Brand zerstörten Sandsteinquader und das übrige Turmmauerwerk gesichert. Im Mittelturm konnte das gerissene Kreuzgewölbe durch Verpressen der Kappen und Verstemmen der offenen Rippenfugen mit Bleiwolle instandgesetzt werden.
PublikationOtmar Schwab _ Reiner Lemke
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